Die zweite Damenmannschaft der HSG Mythen-Shooters befand sich während der Saison auf bestem Weg Richtung Aufstieg. Dann endete dieser Traum abrupt…
Mit der Traumbilanz von 16 Siegen aus 16 Spielen stand die zweite Damenmannschaft der HSG Mythen-Shooters am 13. März 2020 da. Einen Tag später hätten die Handballerinnen aus der 3. Liga das Spitzenspiel bei ihrem ersten Verfolger Rüti Rapperswil-Jona bestritten. Gleichzeitig waren in jener Zeit immer wieder Meldungen rund um die dramatischer werdende Entwicklung des Corona-Virus zu vernehmen, die für diverse Absagen von Sportveranstaltungen und Meisterschaftsabbrüche sorgte. «Ich habe schon geahnt, dass der Verband aufgrund der gegenwärtigen Lage handeln wird und deshalb sicherheitshalber beim Trainer nachgefragt, ob das Spiel in Jona überhaupt stattfindet», gibt Spielerin Marlis Moreno die Stunden vor Bekanntwerden der Meldung des Schweizerischen Handballverbands wieder. Eine Meldung, die bei Moreno schliesslich beinahe einen Schock ausgelöst habe. Denn dass der Verband, wie am Abend jenes 13. März verkündet, die Meisterschaft komplett abbrechen würde, damit hätte sie dann doch nicht gerechnet.
Noch aber stand zu diesem Zeitpunkt nicht fest, ob und wie die Spielzeit gewertet wird. Das wenige Wochen nach Saisonabbruch verkündete Urteil des Verbands löste noch einmal grosse Ernüchterung im Shooters-Lager aus. «Wir haben innerhalb der Mannschaft viele Szenarien durchgedacht, wie es weitergehen könnte», so Moreno. Man hoffte auf eine Verschiebung. Oder darauf, dass die Saison direkt mit Aufstiegsspielen fortgesetzt wird. Doch der Verband beschloss, die abgebrochene Saison nicht zu werten. «Da war die Enttäuschung natürlich noch grösser als bei der Verkündigung des Saisonabbruchs», erklärt Shooters-Trainer André Gnos seine Gemütslage nach der Mitteilung des Verbands. «Wir hätten es in der nun zu Ende gegangenen Saison in den eigenen Händen gehabt, den Aufstieg zu schaffen», so der Trainer. Eine andere Lösung hätte zwar auch er nicht parat gehabt, gibt Gnos zu. Doch auch wenn die Saison nun ohne Meister, Auf- und Absteiger beendet worden ist, gibt es aus seiner Sicht gleichwohl «Gewinner» und «Verlierer». «Und wir gehören da leider zu letzteren», so der Trainer. Um dann aber sogleich anzufügen: «Bei uns geht es „nur“ um Sport. Natürlich wurden meine Spielerinnen so um den möglichen Lohn gebracht, den sie sich für die tolle Saison verdient hätten. Bei anderen Leuten geht es in der aktuellen Krise aber um die berufliche Existenz. Das ist etwas ganz anderes und hier sprechen wir von grösseren und wichtigeren Problemen, die es zu lösen gilt.» Der Saisonabbruch sei zwar eine riesige Enttäuschung gewesen. «Aber die aktuelle Situation zeigt auch auf, dass es Wichtigeres gibt als Handball. Ich hoffe, dass möglichst viele Leute die Krise unbeschadet überstehen und wir bald wieder zum „normalen“ Leben zurückkehren können.»
Ehrgeiz für Aufstieg weiterhin vorhanden
Mit dem „normalen“ Leben dürfte Gnos auch die Trainings zusammen mit seiner Mannschaft meinen, die aktuell aufgrund der vom Bund verordneten Massnahmen nicht möglich sind und die dem Trainer sehr fehlen. «Schon jetzt freue ich mich auf den Moment, wieder in der Halle stehen zu dürfen und die Bälle wieder auf die Tore fliegen zu sehen.» Spielerin Marlis Moreno fehlt derzeit vor allem der soziale Kontakt mit ihren Mannschaftskolleginnen. Normalerweise steht Moreno, die zusätzlich auch noch als Trainerin einer Shooters-Juniorinnenmannschaft tätig ist, wöchentlich an bis zu vier Abenden in der Halle, dazu kommen während der Saison noch die Spiele am Wochenende. Die nun plötzlich entstandene Freizeit geniesse sie zwar durchaus, fit hält sie sich derzeit mit Joggen und Sport zu Hause. «Das ist aber schon nicht das Gleiche wie Trainings zusammen mit der Mannschaft», hält Moreno fest. Wann diese wieder aufgenommen werden können, steht noch in den Sternen, und so bleiben ihr, dem Rest der Mannschaft und dem Trainerstaff derzeit einzig die Erinnerung an die vor wenigen Wochen abgebrochene Spielzeit. Diese sieht Gnos trotz allem positiv: «Die Saison war ein richtiger Aufsteller. Was die Spielerinnen an Eifer gezeigt haben, hat mir sehr gefallen.» Ausserdem lobte der Trainer auch die spielerischen Fortschritte, die innerhalb des Teams auszumachen gewesen waren. «Und wir sind als Mannschaft entschlossen aufgetreten und haben auch in schwächeren Phasen stets an uns geglaubt. So durften wir viele positive Erlebnisse bejubeln.» In Zahlen ausgedrückt waren dies die 16 Siege, welche die zweite Damenmannschaft der Shooters in 16 Meisterschaftsspielen einfuhr. Durch diese starke Bilanz wurde der Traum vom Aufstieg immer konkreter. Ein Traum, den sich Schwyzerinnen schon in den vergangenen beiden Jahren beinahe erfüllt hätten, dort aber jeweils in den Aufstiegsspielen scheiterten, nachdem sie die reguläre Saison in ähnlichem Stil dominiert hatten wie die nun beendete Spielzeit. Die neuerliche Teilnahme an den Aufstiegsspielen hätte ihr Team auch in dieser Saison geschafft, zeigt sich Marlis Moreno überzeugt. Und auch im Hinblick auf die Promotion hätte sie ihrer Mannschaft gute Chancen eingeräumt. «Natürlich ist dies von vielen verschiedenen Faktoren abhängig. Aber wir haben uns definitiv auf einem guten Weg befunden.» So aber bleibt nur die Hoffnung, dass das grosse Ziel vom Aufstieg in die 2. Liga in der kommenden Saison endlich vollendet werden kann. «Wir sind bereits an der Planung für die kommende Spielzeit und so wie es ausschaut, sind alle Spielerinnen bereit, es nochmals zu versuchen», so Trainer Gnos. Seine Spielerin Marlis Moreno kann dies bestätigen: «Wir waren schon in der vergangenen Spielzeit extrem ehrgeizig, dieses Ziel endlich zu schaffen. Und wir sind es immer noch!»