Der Handballclub Goldau darf seit vielen Jahren auf den Einsatz zahlreicher Spielerinnen und Spieler, Helferinnen und Helfer, Funktionärinnen und Funktionäre zählen. Da kann es durchaus vorkommen, dass diese aus echten „HCG-Familien“ stammen, die teilweise über mehrere Generationen mit vollem Engagement den Verein in verschiedenen Funktionen tatkräftig unterstützen.
In einer losen Serie stellt der Verein einige „seiner“ Familien etwas genauer vor.
Heute: Familie Eberhard
Sechs Mitglieder zählt die Familie Eberhard aus der Gemeinde Arth. Drei davon sind schon lange vom Handballfieber gepackt, bestritten deshalb für den HC Goldau schon unzählige Spiele. Aber auch abseits des Parketts trifft man Vater Thomas und die beiden Söhne Sämi und Raffi in diversen Funktionen immer wieder an, etwa als Trainer, als fleissiger Helfer oder im Fall von Sämi sogar als aktueller Vereinspräsident.
«…dann ziehen die Jungen automatisch nach»
Es entsteht sofort eine lebhafte Gesprächsrunde, wenn man sich mit Thomas, Sämi und Raffi Eberhard über den Handballclub Goldau unterhält. Kein Wunder, denn die drei haben schon so einiges rund um den Verein erlebt. Allen voran natürlich Vater Thomas (61), der bereits 1973, nur drei Jahre nach der Gründung des HCG, seine ersten Gehversuche auf dem Handballfeld wagte. Zunächst noch in den Juniorenmannschaften aktiv, mischte Thomas, der vorwiegend als Kreisspieler, manchmal aber auch als Torhüter («wenn gerade keiner zur Verfügung stand») eingesetzt wurde, später auch in den Aktivmannschaften des HCG mit. Mit der Zeit erhielt er während seiner Spiele Unterstützung von seinem älteren Sohn Sämi. «Ich stand als kleiner Junge jeweils in der Nähe der Spielerbänke herum», erinnert sich der heute 37-Jährige. Wenn sein Vater dann auf dem Feld ranmusste, hätten sich halt andere aus dem Team um ihn gekümmert. So war es nur logisch, dass auch Sämi bald einmal den Weg zum HCG fand. Oder wie es Vater Thomi formuliert: «Wenn du die Jungen regelmässig mitnimmst, ziehen sie irgendeinmal automatisch nach». Im Fall von Sämi war es bereits anfangs Primarschule soweit, als er zum ersten Mal seine Handballschuhe schnürte. Heute ist er als Spielertrainer in der 4. Liga-Mannschaft noch immer aktiv.
Dort gehörte unter anderem sein jüngerer Bruder Raffi (22) schon zu den Teamkollegen. Auch er klopfte, nach diversen Besuchen mit der Familie in der Halle, bald einmal beim HCG an, seit dem Jahr 2007 ist er nun schon mit dabei. Nebst Vater und Bruder brachten ihn auch Kollegen zum Verein, darunter etwa heutige Spieler aus der ersten Herrenmannschaft, mit welchen er inzwischen gemeinsam in einer WG wohnt.
Auf Aktiveinsätze müssen derzeit allerdings sowohl Raffi als auch Sämi verzichten, aufgrund der geltenden behördlichen Massnahmen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie wurde die Saison im Amateurbereich anfangs März abgebrochen. Doch nicht nur deshalb kann Raffi derzeit nicht als Spieler auflaufen. Eine langwierige Verletzung macht ihm zu schaffen. Ob er nochmals aufs Feld zurückkehren wird, ist momentan noch offen. In der Halle sieht man Raffi gleichwohl regelmässig, aktuell vorwiegend in seiner Funktion als Trainer der Mannschaft der U18-Juniorinnen. Eine Aufgabe, die ihm grossen Spass macht. «Du siehst immer wieder die Fortschritte und die Dankbarkeit der Juniorinnen“» Gut sichtbar sei auch die Freude bei den Spielerinnen gewesen, als sie vor wenigen Wochen nach der langen Corona-bedingten Pause wieder mit dem Training starten durften. Inzwischen ist im Nachwuchsbereich auch die Meisterschaft wieder losgegangen, nach rund fünf Monaten Unterbruch. «Dort wollen wir unsere aufsteigende Form bestätigen», formuliert der Jüngste der Eberhard-Familie die Zielsetzung für die zweite Saisonphase. Persönlich nehme er sich mit Blick auf seine Zukunft als Trainer vor, den Spielerinnen weitere Fortschritte beibringen zu können. «Und vielleicht einmal ein Aktivteam zu übernehmen».
Diverse Ämter ausgeführt
Raffis Arbeit als Trainer ist allerdings bei weitem nicht die einzige Funktion, welche von einem Familienmitglied der Eberhards bekleidet wird oder in früheren Jahren für den HCG ausgeübt wurde. Ins Auge sticht hierbei natürlich vor allem das seit 2017 von Sämi geführte Präsidentenamt. Als «sehr coole Aufgabe» bezeichnet er diesen verantwortungsvollen Posten, wobei dies zu einem grossen Teil auf die Kolleginnen und Kollegen aus dem Vorstand zurückzuführen sei. «Es macht Spass, mit solch tollen Leuten zusammenarbeiten zu können». Ausserdem habe er das Glück gehabt, einen bestens funktionierenden Verein übernehmen zu dürfen. «Viele Ideen waren bei meinem Amtsantritt bereits geschmiedet und aufgegleist». In den Vorstand kam Sämi im Jahr 2012, damals als Juniorenobmann. Schon zuvor engagierte er sich stets für den Verein, war etwa als Trainer im Juniorenbereich tätig. Unter anderem auch in jener Mannschaft, in welcher Bruder Raffi damals aktiv war. «Ich hatte halt immer die besten Trainer», scherzt dieser, angesprochen auf die damalige Konstellation. Zu den vielen Jahren im Nachwuchsbereich kommt bei Sämi auch eine Saison als Trainer des Fanionteams hinzu.
Überdies war er auch als Juniorenspielleiter tätig, woran Vater Thomi, damals noch selber Schiedsrichter, mit seinen Überredungskünsten nicht ganz unschuldig war.
Ja, auch Thomas hat bereits diverse Ämter für den Verein ausgeübt. Viele davon im Schiedsrichterwesen (Juniorenspielleiter, Schiedsrichterobmann, Inspizient). «Schon zu meiner Zeit war es so, dass Mannschaften gestrichen werden konnten, wenn ein Verein zu wenig Schiedsrichter stellte». Das sei für ihn Ansporn genug gewesen, um sich als Referee zu melden. Weiter gehören auch Tätigkeiten als Trainer oder in der technischen Kommission zu den von Thomi schon ausgeführten Funktionen. Und auch heute noch kann der HCG stets auf ihn zählen, wenn irgendwo Hilfe benötigt wird, speziell an Vereinsanlässen. So servierte er den Besuchern an Heimspieltagen auch schon Pizzas aus dem eigenen Ofen, beispielsweise am Sponsoren-Apero. Wie sehr «Thomis Pizza» schmeckt, weiss man im Verein ohnehin schon länger. In einem Matchprogramm aus der Saison 1995/96, als die erste HCG-Mannschaft zum ersten Mal in der 2. Liga spielte, findet sich beispielsweise ein Gutschein für eben diese Pizza, die Thomi an jenem Heimspiel zubereitete.
Auf Thomas zurückgreifen konnte der Verein auch, als es um die Organisation des Länderspiels der Schweizer A-Nationalmannschaft gegen Finnland im Jahr 1990 ging. Eberhard gehörte damals dem Organisationskomitee für das bis heute einzige Länderspiel in Goldau an, war dort für die Betreuung der finnischen Auswahl zuständig. Eine Anekdote ist ihm dabei noch in bester Erinnerung. «Nach dem Spiel begleiteten wir die Finnen in Richtung Zürich Flughafen. Vor der Abfahrt stellten wir eine Harasse Bier in den Car». Kurze Zeit später sei vom Gerstensaft nicht mehr viel übrig gewesen, weshalb auf der Reise bei einem finnischen Restaurant ein Zwischenstopp eingelegt werden musste, um die finnische Delegation mit Nachschub zu versorgen.
Ein 1:0 an einem Handball-Spiel
Es ist dies nur eines von unzähligen Erlebnissen, über die Thomi begeistert berichtet, wenn er an seine Zeit beim HCG zurückdenkt. So erinnert er sich etwa an Spiele auf dem Aussenfeld in Zug, das sich in unmittelbarer Nähe zum See befand. «Wenn du in Führung lagst, musstest du irgendwie dafür sorgen, dass der Ball im See landet. Dann war das Spiel gelaufen. Denn Ballwechsel waren damals noch nicht erlaubt». Aber auch bei Spielen in Hallen fehlt es nicht an Erinnerungen. Als Beispiel nennt Thomi die Allmend-Halle in Luzern: «Dort musstest du 20 Rappen einwerfen, um mit warmem Wasser duschen zu können». Zustände, wie sie heute schlicht nicht mehr vorstellbar sind. Das gilt auch für eine Partie, bei welcher Thomas als Schiedsrichter im Einsatz stand. Ein Damenspiel, das mit dem Resultat von 1:0 (!) endete.
In guter Erinnerung ist auch noch ein Turnier in Amriswil, wo Thomas als Spieler dabei war. «Mit ein paar Mannschaftskollegen reiste ich bereits am Vorabend an. Wir verbrachten anschliessend eine feuchtfröhliche Nacht. Erst am nächsten Morgen, kurz vor unserem ersten Spiel, stellten wir fest, dass auf Aussenfeldern gespielt wird. Wir hatten aber alle nur Hallenschuhe dabei, was bei den restlichen Teammitgliedern, die erst an jenem Morgen anreisten, für wenig Begeisterung sorgte».
«Du weisst, dass du jemanden in der Halle triffst»
Es würde wohl noch unzählige weitere Erlebnisse geben, über welche Thomi aus all den Jahren seit seinem Vereinsbeitritt erzählen könnte. Auch Sämi hat bereits einiges erlebt, wenn es um den HCG geht. «Ein einzelnes Ereignis hervorzuheben, wäre aber nicht fair», wie er sagt. Wohl viele dieser unvergesslichen Momente sind auf das gesellige Vereinsleben, das beim HCG seit vielen Jahren herrscht, zurückzuführen. Etwas, was in letzter Zeit deutlich zu kurz kam, die gegenwärtige Situation rund um Covid-19 hinterliess auch dort ihre Spuren. Viele traditionelle Vereinsevents konnten seit Ausbruch der Pandemie nicht durchgeführt werden. «Das Gesellige», führt Sämi aus, «fehlt derzeit schon extrem». Dazu zählen aber nicht nur die ins Wasser gefallenen Vereinsanlässe. Auch die Heimspieltage gehören hier dazu, wie die Eberhards betonen. «Wenn in Goldau Spiele anstehen, kannst du es dir sparen, dich mit jemandem explizit zu verabreden. Du gehst einfach mal in die Halle, im Wissen, dass du dort viele bekannte Gesichter treffen wirst», erklärt Raffi, dem zusätzlich vor allem auch die Stimmung von den Spielen der ersten Herren-Mannschaft fehlt. Kein Wunder, gehört er dort doch jeweils zu den Lautesten in der Halle und trägt mit seiner im Laufe einer Partie oftmals leicht heiser werdenden Stimme
seinen Teil zu einer packenden Atmosphäre bei.
Das Hallenleben fehlt auch Sämi. «Du triffst dich dort mit Jung und Alt, es werden Freundschaften abseits des Spielfelds geknüpft, du kannst mit Leuten dieselben Interessen teilen», beschreibt er dieses.
Vater Thomas stimmt ihm zu, als HCG-Urgestein hat er schon so manchen geselligen Heimspieltag erlebt. Doch nicht nur das Hallenleben hat es ihm angetan. «Nach dem Training oder Spiel noch „es Huus wiitergah“ und einfach viele schöne Stunden mit Kollegen zu verbringen, das machte für mich damals die Zeit beim HCG aus». Bei so vielen positiven Erinnerungen erstaunt es nicht, dass er dem Verein und dem Handball auch heute noch verbunden ist. «Ich hatte damals und habe noch immer grossen Gefallen an diesem Sport», betont er. Das Geschehen rund um den HCG verfolgt er nach wie vor intensiv mit, sei es via Medien oder als Zuschauer in der Halle. Für den Verein, dem Thomi nun schon seit rund 50 Jahre die Treue hält, hat er nur positive Worte übrig: «Ein guter Club, den es in dieser Form hoffentlich noch lange geben wird».
Raffi hofft derweil, dass sich die aktuelle Lage so schnell wie möglich positiv verändert, damit bald wieder Normalität ins HCG-Leben zurückkehren kann. Gemeint sind hierbei vor allem die Heimspieltage mit «allem Drum und Dran». So wird es wohl noch vielen weiteren Goldauer Handballfans gehen, die darauf hoffen, in absehbarer Zeit bei Heimspieltagen wieder live dabei sein und sich dort mit vielen bekannten Gesichtern austauschen zu können. Bekannte HCG-Gesichter wie die handballverrückte Familie Eberhard, die dann ganz bestimmt auch wieder regelmässig in der Halle anzutreffen sein wird.